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Update: Präpkurs 2.0

  • Autorenbild: Medical Sarah
    Medical Sarah
  • 11. Juli 2018
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Apr. 2019



Das 2. Semester hat begonnen und natürlich geht auch der Präpkurs weiter! Während es im ersten Semester darum ging sämtliche Haut und das Unterhautfettgewebe zu entfernen, damit die Muskulatur des Bewegungsapparates gut dargestellt werden konnte, heißt es dieses Semester Kopf! Und Hals! Und Thorax! Inzwischen ist die Hemmung irgendetwas am Körperspender anzufassen oder zu präparieren so gut wie gewichen. Ohne Haut hat der Mensch zwar immer noch die Konturen eines Menschen, aber die Assoziation mit einem lebendigem Menschen drängt sich einem nicht mehr so auf wie zuvor.

Außerdem ist man umgeben von dutzenden Kommilitonen, die alle dort sind um etwas zu lernen und um ein besseres Verständnis für den menschlichen Körper zu bekommen. Gemeinsam präppt man, unterhält sich, wiederholt Gelerntes aus den Vorlesungen, tauscht wissen aus, spekuliert um welche Struktur es sich bei dem Freigelegtem Handeln könnte und lauscht andächtig dem Dozenten, wenn er etwas erklärt.

In der Regel schweifen wir auch öfter zum Thema Essen ab, alle scheinen kurioserweise beim Präppen hungrig zu werden. Sei es wegen der Anstrengung sich so lange konzentrieren zu müssen oder weil der Präpkurs genau zur Mittagszeit ist, oder vielleicht doch weil Formaldehyd angeblich hungrig macht? Jedenfalls gehe ich nie zum Präppen mit der Sorge mir könnte übel oder schlecht werden ...

Im Vergleich zum letzten Semester, finde ich den Präpkurs noch spannender und vielseitiger. Denn es geht nicht mehr nur darum Muskelfaserzüge möglichst gut darzustellen, sondern um die Gefäße, Nerven und Organe. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man z.B. mit einer Rippenschere die Rippen durchtrennt und endlich zu Gesicht bekommt was darunter liegt: Das Herz... und die Lungen. Organe die Lebensnotwendig sind. Neugierig entnimmt man die Organe, schaut sie sich aus allen Blickrichtungen an, fühlt wie schwer sie sind, und beginnt innere Strukturen freizulegen. Die Devise heißt, immer anfassen und fühlen! Zum Beispiel wie glatt die Herzbinnenräume sind, wie elastisch der Truncus pulmonalis und die Aorta, wie hart sklerotisch verändertes Gewebe ist. Man lernt unglaublich viel von seinem Körperspender. Insbesondere, dass man nicht darauf vertrauen kann, dass alles so ist wie im Bildatlas. Jeder Mensch ist individuell anders, bei dem einem entspringt die gesuchte Arterie aus der im Lehrbuch beschriebenen Stelle, bei einem anderem Körperspender dagegen aus der Aorta und beim nächsten fehlt sie einfach! Organe sind nicht so bunt, Nerven kann man manchmal schwer von irgendwelchen bindegewebigen Strukturen auseinanderhalten. Habe ich hier eine Arterie oder doch eine Vene freigelegt und welche ist es? Handelt es sich um einen Hirnnerven? Ist das etwa der Kehlkopf, der ist ja winzig! Im Atlas sah das alles viel größer aus...

Meine Herangehensweise an den Präpkurs ist, dass ich versuche mich zuvor auf das Präpziel der Stunde vorzubereiten, -welche Strukturen kann man in dem Bereich erwarten?- um dann eben dies zu überprüfen. Auch die Bauchhöhle haben wir eröffnet und uns sämtliche Strukturen angeschaut, Organe entnommen. Dünndarmschlingen einfach aus dem Bauch ziehen, wie in manchen Filmen? Das geht gar nicht! Das ganze Konvolut ist mit der Bauchhöhle verwachsen über ein sog. Mesenterium... hat man vielleicht schonmal gehört. Aber erst wenn man es wirklich gesehen hat, versteht man es auch richtig.

Dieses 2. Semester Präpkurs war noch einmal ganz anders als das 1. Wie immer spannend und mit einer unglaublichen Menge an auswendig Lernen von Strukturen, Zusammenhängen, Bezeichnungen, Verläufen, Variationen und vielem mehr verknüpft... doch daher auch umso lehrreicher. Der Präpkurs bringt einem mehr bei als jeder Bildatlas. Dass es Menschen gibt, die ihren Körper der Uni spenden, damit blutige Anfänger, die sich Medizinstudenten schimpfen, an ihnen lernen dürfen, dafür bin ich dankbar!



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